AURORA`s neues Unterröckchen – Fünf schweißtreibende Arbeitstage an Land !

Zwei Jahre – das ist der maximale Zeitraum den der „Unterrock“ eines im Salzwasser liegenden Bootes hält. Dieser Unterrock eines Schiffes wird auch Antifouling genannt und ist eigentlich ein Schutzanstrich des unter Wasser liegenden Rumpfes, der davor schützen soll, dass sich Algen und ähnliches dort anlegt und die Fahrt bremst. Knapp 2 Jahre ist es nun her, seitdem ich Aurora das letzte Mal dieser Prozedur unterzogen habe. Deshalb bin ich auch etwas gespannt, was mich dieses Mal erwartet (wir haben schon bemerkt, dass das Boot nicht mehr so läuft, wie gewohnt). Mittwoch, 8 Uhr: Motor an und ablegen vom Pier, denn Krantermin ist um 08:30. Wir müssen vor der Kranbox behelfsmäßig anlegen, da der große blaue Kran noch mit einem anderen Boot beschäftigt ist. Zwei Stunden später sind wir endlich dran – die Gurte werden unter das Schiff gezogen, am Kran befestigt und das Anheben beginnt. Du lieber Himmel, Aurora´s altes Unterröckchen ist ja ganz schön fransig geworden. Kein Wunder, dass wir keine Topgeschwindigkeiten an der Kreuz oder vor dem Wind mehr erreichten. Aber mit dem „Monsterdampfstrahler“ dauert es nur 45 Minuten und der Bewuchs ist weggespritzt. Danach wird das Boot auf der großen betonierten Abstellfläche der Werft abgestellt und ich freue mich schon auf die nächsten paar Tage bei vorhergesagten 35 Grad im Schatten. Um die Laune zu verbessern lässt mich die Werft auch noch wissen, dass die Arbeit an Aurora wegen Personalmangels erst übermorgen beginnen wird – daher ein Aperol Sprizz zur Belohnung und später dann Nachtruhe.

Am nächsten Tag, nach zwei Stunden Morgenlauf, genieße ich die Gartenschlauchdusche neben dem Boot und das folgende Stretching und etwas Yoga. Nach dem Frühstück geht es aber ran an die Arbeit. Am Unterwasserschiff haben sich etwa 300 – 400 Wasserpocken angesetzt und die muss ich nun Stück für Stück entfernen – mit viel Gefühl um das GFK nicht zu beschädigen. Mit dem anschließenden Abschleifen der letzten Unebenheiten und dem Abmontieren der alten Zink (-Opfer) Anoden an Kiel, Welle und Propeller geht der Tag vorüber. Der Schlaf ist bei 38 Grad in der Kajüte natürlich nicht sehr erholsam – erst die zweite Nachthälfte wird besser.

Tag 3: die Werft hat Wort gehalten. In der Früh sind 2 Arbeiter da. Während sie beginnen den Rumpf mit großen Excenterschleifern von den Resten des alten Antifoulings zu befreien, nehme ich mir die Schiffsschraube vor und schleife bis sie wieder wie neu aussieht. Am Nachmittag kommt noch ein weiterer Techniker an Bord mit dem ich beginne die alte etwas zu kleine Ankerwinsch abzubauen und durch eine neue, fast doppelt so starke zu ersetzen.

Abends ist alles fertig. Ich wasche noch das Unterwasserschiff und verziehe mich ins Cockpit, wo ich die Menschenmassen bestaune, die da zwischen Novigrad Center und den diversen Campingplätzen und Hotels hin und her pendeln. Hochsaison eben. Das nächtliche Konzert im kleinen Café hinter der Werft lässt die Zeit bis hin zur kühleren Nachthälfte wie im Flug vergehen – Nachtruhe wieder.

Tag 4: Aurora bekommt ihr neues Unterröckchen – 2 Lagen Anstrich, dazwischen jeweils 5 Stunden Trockenzeit. Auf Wasserlinie und Bug walze ich spät abends noch eine dritte Lage drauf. SAUBER. Am Nachmittag bereiten wir noch alles für den morgigen Austausch der Stopfbuchse (Dichtung der Propellerwelle zum Motorraum) vor, die letzte geplante Arbeit.

Tag 5: auch diese Arbeit läuft ohne Probleme ab, da die Mechaniker ein eingespieltes Team sind. Jetzt befestige ich nur noch die neuen Zinkanoden an den vorgesehenen Positionen und um drei Uhr nachmittags kommt wieder der Kran zum Einsatz und hebt uns dorthin, wo wir hingehören – ins Salzwasser. Eine Stunde später liegt Aurora an ihrem Stammliegeplatz. Bis alles vertäut, überprüft und verstaut ist, vergeht die Zeit rasend schnell.

Als ich nach 5 Tagen, endlich wieder sauber aus einer richtigen Dusche komme, geht langsam die Sonne unter. Zufrieden gönne ich mir zum Abendmahl ein köstliches Fläschchen „Malvasia Istriana“ – istrischer Weißwein, vermutlich griechischen Ursprunges.

P.S.: natürlich weiß ich, dass „Unterröckchen“ und „Antifouling“ schamlos verharmlosende Untertreibungen sind, denn das Zeug, das auf das Unterwasserschiff gewalzt wird ist hochgiftig. Daher versuche ich die Schäden so gering als möglich zu halten, in dem das Boot nicht jährlich, sondern nur alle 2 Jahre einen neuen Anstrich bekommt und denke an die Berufsschifffahrt, deren Anstriche um so viel giftiger sind, dass sie mindestens 10 Jahre lang nicht erneuert werden müssen!!!

Diese Werft in Novigrad empfehle ich gerne weiter: www.marservis.hr

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