Wasserkreislauf einmal anders – 50 shades of Weissensee

Wie oft bin ich mit meinem Hängegleiter ATOS über diesen einmaligen See geflogen und habe mich von den Farbschattierungen seines glasklaren Wassers begeistern lassen. Um dieses Farbenspiel auch vom Boden aus zu erleben plane ich schon länger, einen  Lauf um den Weissensee. Nach umfangreichen Kartenstudium ist mir bald klar, dass die vernünftigste Variante für dieses Vorhaben am Ostufer beim Strandbad Stockenboi beginnt und im Uhrzeigersinn um den See führen muss.

Sonntagmorgen, der Wetterbericht für heute verspricht noch stabiles Sommerwetter bis zu Mittag, danach Gewitter, Temperatursturz und Regen – aber dieses Zeitfenster am Vormittag möchte ich nutzen.

Um halb zehn Uhr beginne ich zu laufen. Nach einem ersten Blick auf den See mache ich auch noch schnell ein Foto vom Gasthof Dolomitenblick mit dem davor liegenden Ausflugsschiff „Alpenperle“. Nun geht es erst einmal in die „falsche“ Richtung – der Sonne entgegen nach Osten den Weissenbach entlang (direkt an Südufer existiert kein Weg). Angenehm zum Aufwärmen laufe ich vorbei am Mößlacherhof zur nächsten Weggabelung, wo ich rechts in Richtung Farchtensee abbiege. Schattig laufe ich weiter nach Weissenbach und matche mich kurz mit einer Frau auf e-Fahrrad – lasse sie aber ziehen, will ja mein Pulver nicht zu früh verschießen.

 Jetzt wechsle ich auf Schotter, der Weg zur Fischer Alm beginnt mit komfortabler Steigung, ich überhole etliche Wanderer. Endlich geht es auch nach Westen. Zwischen den Bergen, rechts grüßt der Laka, links lacht der Spitzegel herunter. Vorbei an der Fischer Alm führt der Weg weiter zur Hermagorer Bodenalm, das Tempo passt und ich genieße die frische, klare Bergluft.

Von nun an geht es erstmals wieder bergab – und das immer steiler, so steil, dass selbst entgegenkommende E-Mountainbiker schwitzen, die meisten „echten“ Radfahrer schieben da sowieso ?. Und dann, nach 1 Stunde 30 Dauerlauf, sehe ich das erste Mal das türkis leuchtende Wasser des Weissensees zwischen den Bäumen. Ich komme beim Paterzipf aus dem Wald heraus und genieße das Panorama.

Ab Naggl wechsle ich wieder auf Asphalt, denn am Gehweg sind sehr dicht Fußgänger, viele mit Hunden. Da muss man sich zwischen bellenden, manchmal auch schnappenden Hunden oder wenig rücksichtsvollen SUV- Fahrer entscheiden. Ich nehme die Automobilisten, den Autos beißen nicht nach, sollte man in den Straßengraben ausweichen müssen.

Techendorf, ich wusle mich durch die Menge an Ausflüglern – schnell ein Bild von der Brücke und weiter entlang des Rundweges. Die Jungs des Ufercaffee beim Schlepplift erlauben mir sehr freundlich das Auffüllen meiner Wasserflaschen, haben Zeit für ein paar Worte, auch wenn das Lokal voll besetzt ist, danke!

Weiter geht es – nach 2 Stunden Laufzeit ist das Westende des Sees erreicht. Beim Campingplatz Müller lasse ich mir einmal kaltes Wasser über den Kopf laufen, es ist ganz schön warm geworden. Ab jetzt bewege ich mich wieder zurück nach Osten. Den See entlang an unzähligen Badeplätzen vorbei nach Techendorf – die Farbe des Wassers hat sich verändert, es ist dunkler geworden, hat vielleicht mit der geringen Wassertiefe in diesem Bereich zu tun. Wieder in Techendorf – ein schneller Brückengegenschuß mit der Kamera und weiter. Viele Menschen und viel Verkehr auf der Straße nach Neusach – aber wunderschöner Blumenschmuck bei den Häusern und Hotels. Nun werden die Schritte wieder leiser und der Boden weicher, kein Asphaltuntergrund mehr.

Mit guten Tempo laufe ich weiter zum Ronacherfels, die Farbschattierung des Wassers ändert sich weiter – es wird im Uferbereich weiß und geht dann ins grüne bis blaue über, weiter draußen.

Nach dem Hotel beginnt wieder der Wald und die Laufstrecke wird anspruchsvoll. Unzählige Wurzeln und Steine versuchen mir ein „Haxl“ zu stellen und als es dann noch am felsigen, steilen Weg rauf hoch über das Ufer geht muss ich das Lauftempo reduzieren. Und gerade bei den mit Drahtseil versicherten Stellen des Weges – Wandererstau – wieder viele Hunde und die lassen einem nur außen herum, damit die vierbeinigen Lieblinge schön sicher eng am Fels sind. Aber die Farben des Weissensees entschädigen für Alles, der Ausdruck „Die Karibik Kärntens“ ist sicher keine Übertreibung !

Nun führt der Weg wieder runter zum Ufer, ein kleiner Moment der Unachtsamkeit und ich kippe mit dem rechten Fuß auf einer Wurzel um (gut das die Muskeln schon vor dem Aufsetzten voll gespannt waren) – ein kurzer Schmerz, aber nix kaputt. Wenige Minuten danach laufe ich beim Campinplatz Ronacher wieder in den Ostuferbereich ein. Nach 3 Stunden und 40 Minuten schließt sich meine Runde genau dort, wo ich zu Beginn die „Alpenperle“ abgebildet habe. Jetzt kann ich das glasklare Wasser des Weissensees bei einem ausgiebigen Bad genießen und trinke auch etliches heraus, nach diesem Traumlauf.

Natürlich hatte ich nicht die Möglichkeit alle Farbschattierungen des Wassers dieses einmaligen Naturjuwels einzufangen, aber ich bin mir recht sicher, dass  „50 shades“  zu wenig sind.

Am besten, man bewundert dieses Naturschauspiel einfach in natura !  

 

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