AURORA – unser 40 Jahre altes Segelboot, ist endlich aus dem Winterschlaf erwacht, die Segel sind aufgetakelt und das japanische 27 KW Motörchen bekam ein professionelles Service und 7 Liter frisches Motoröl.
Die letzte Aprilwoche ist angebrochen, höchste Zeit in den Süden aufzubrechen – allerdings spielt erst einmal das Wetter nicht mit. Heftiger Jugo (Südwind) bläst – da geht sich Kurs nach Süden nicht gut aus und gegen an zu motoren ist unsportlich. Also zwei Tage warten und dann dreht der Wind wie vorhergesagt auf Nordost.
Wir stehen mit der Sonne auf, bereiten alles vor, das Ölzeug wird angezogen und starten den Motor – MIST – er springt zwar brav an, allerdings wird kein Kühlwasser angesaugt und durchgepumpt. Ich rufe den Mechaniker an der vor ein paar Tagen den Service gemacht hat und er kommt tatsächlich 30 Minuten später bei uns an und behebt in weiteren 30 Minuten das Problem (ein Klumpen aus Frostschutzmittel und Rost hat den Wärmetauscher verstopft – Winterthrombose).
Endlich um 1000 Uhr laufen wir aus, kaum aus der Bucht von Novigrad werden Großsegel und Genua gesetzt und mit Südkurs machen wir uns auf den Weg. Vorbei an den Brionischen Inseln und der alten k. und k. Marinebasis Pula laufen wir sieben Stunden später in die Bucht Soline ein, in der normalerweise sichere Mooringbojen das Übernachten problemlos machen. So bald im Jahr sind allerdings die Bojen noch nicht ausgelegt – macht nichts, so gehen wir einfach vor Anker. Da für die zweite Nachthälfte auffrischende Bora vorhergesagt ist, lege ich bei 3 Meter Wassertiefe 30 Meter Kette aus – sicher ist sicher!
Bei strahlendem Sonnenschein bereiten wir uns für die zweite Etappe zum Ziel vor. Die Windvorhersage verspricht Bora mit 4 + Bft (Windstärken), da muss im Schiff schon alles gut verstaut sein um schadenfrei über die Kvarner zu segeln. Heute beginnen wir mit verkleinerten Gruß – und Vorsegel (1. Reff) und kaum aus der Bucht ausgelaufen, treffen uns auch schon die ersten Bora Böen. AURORA neigt sich bis zu 30 Grad zur Seite, taucht aber unheimlich sanft in die 1 ½ Meter hohen Wellen mit den Gischtkronen oben ein. Auch im Cockpit bleibt alles trocken. Es ist einfach herrlich, nur durch die Kraft des Windes, Meilen zu machen – nach fünf Stunden puren Segeln biegen wir um die Nordspitze der Insel Unije (die westlichste des Losinj Archipels) in den Unijski Kanal. Der Wind wird noch einmal stärker (der Kanal ist so bekannte Boradüse) aber nach weiteren 30 Minuten „Schaukelfahrt“ gehen wir in der malerischen Bucht Maracol an die Boje.
Hier beginnt der 2, Teil unseres Törns. Das Losinj Archipel ist mit über 200 Sonnentagen pro Jahr eine der sonnenreichsten Orten in ganz Kroatien. Zum Archipel gehören fünf Inseln: Losinj, Unije, Susak, Srakane und Ilovik. Klare „Salzluft“, über 1000 verschiedene Pflanzenarten (davon 230 Heilkräuter) haben seit mehr als 125 Jahren eine Tradition des Gesundheitstourismus geschaffen. Auch die mehr als 200 km Wander- und Spazierwege runden dieses Bild ab – und die Bewohner dieser Inseln galten als die besten Seefahrer des Mittelmeeres.
Wir nehmen uns einen ganzen Tag Zeit um die Insel der Artenvielfalt zu erkunden und werden mit einer atemberaubenden Vielzahl an Blumen, Gräsern, Büschen und, und, und … belohnt. Völlig überraschend finden wir auch einen kleinen Flugplatz mit Graspiste – und selbst auf der blüht es im Übermaß. Malerische Häuser und kristallklares Wasser machen den Abschied schwer.
Tags darauf verlegen wir in die wild-romantische Bucht Krivenica im Süden der Insel Losinj. Von hier aus erkunden wir in den nächsten Tagen die Insel und benachbarte Buchten, besteigen die Berge und werden mit traumhaften Tiefblicken belohnt. Die Wanderwege sind übrigens bestens gekennzeichnet und ausgeschildert – Verlaufen ist einfach unmöglich.
Für das Abendessen finden wir in der Nachbarbucht Balvanida die gleichnamige Konoba und genießen Schaf- und Rindfleisch vom Holzkohlegrill in bester Qualität und ebenso die gegrillten Gemüsebeilagen schmecken einfach köstlich. Der kroatische Wein passt natürlich bestens dazu. Am nächsten Morgen heißt es Abschied nehmen von dieser wunderschönen Inselgruppe.
Es geht zurück Richtung Norden, beim Überqueren der Kvarner besucht uns eine große Delphinfamilie, die sich mit unserer Bugwelle spielt. Endlich wieder, wir haben euch schon so vermisst! Auch am Kap Kamenjak, dem Eingangstor Istriens von Süden, treffen wir weitere Tümmlerfamilien – und in der Solinebucht gibt’s immer noch keine Bojen…
Mit weiteren 2 gemütlichen Tagesetappen – der Wind hat wieder auf Süd/Jugo gedreht – segeln wir zurück in unseren Heimathafen Novigrad.
Nach 11 ereignisreichen Tagen bringen wir wieder die Festmacher aus und spannen die Mooringleinen – AURORA liegt sicher an ihrem Platz am Steg, alles heil geblieben und wir haben so viele schöne und neue Erinnerungen gewinnen können – DANKE!!
alle pics: c Andreas Zöpfl / luftlandwasser.com