Und wieder einmal wird umgezogen, meine Frau übernimmt die Führung eines Hotels in Schladming – und das genau eine Woche vor dem wohl bekanntesten Weltcupslaloms in Österreich. Zum 26. Mal wird das Nachtspektakel heuer durchgeführt und als Premiere wird auch ein Nacht RTL (anstatt Garmisch) nachts darauf veranstaltet.
Auf den letzten Drücker kann ich mich noch akkreditieren (danke Markus vom ÖSV) um meine Idee umzusetzen, doch einmal die stillen Helden – ohne die so eine Sportveranstaltung unmöglich durchführbar wäre – etwas vor den Vorhang zu holen.
Manfred, der Rennleiter, erklärt mir wie in 1 ½ Wochen aus einer perfekten „Amateurskipiste“ eine spiegelglatte, scharfe Eisarena für die weltbesten Rennläufer hingezaubert wird. Natürlich hat es nichts mit Zauber zu tun, sondern nur mit harter, bis zu 14 Stunden Tagesarbeit – auf freiwilliger Basis natürlich. Die Arbeiter der Planaibahnen, die Mitglieder des WSV Schladming und die Helfer vom Bundesheer leisten da wirklich großartiges, speziell heuer da viel Schnee in den Tagen vor den Rennen gefallen war. Besonders gewürdigt müssen die Männer am „Balken“ werden, die stundenlang bei eisiger Kälte die Rennstrecke vereisen – bravo !
Nach dieser Arbeit ist die Piste nur mehr mit Steigeisen begehbar.
Weiter geht es super koordiniert – während im Zielstadium die Zuschauertribünen, Moderatorenkabinen und TV Wände aufgebaut werden, fliegt der Hubschrauber Kameraausrüstung, mobile Flutlichtausrüstung (der RTL Start ist ja höher als der gewohnte Slalombeginn) und vieles mehr hinauf. Die verwendete ECUREUIL H125 mit 750 PS ist das richtige Gerät für diese Aufgabe, aber die Präzision mit der der Pilot die Außenlasten im engen Terrain zwischen Lichtmasten und der Seilbahn dirigiert ist schon höchst beeindruckend. 70 -100 Flüge sind notwendig um diese Aufgabe zu meistern.
Der Renntag beginnt – bald in der Frühe sind wieder die Leute vom Wintersportverein und BH auf der Piste um den gefallen Schnee raus zu fahren (Pflug rückwärts im Steilhang) oder zu schaufeln. Und auch die Sicherheitskräfte beginnen mit ihrem Briefing in der Tiefgarage. Um den erwarteten zirka 30.000 Besuchern die notwendige Unterstützung zukommen lassen zu können und auch zu leiten, werden etwa 100 Polizisten und um die 200 Kräfte eines südsteirischen privaten Sicherheitsunternehmen zum Einsatz kommen. Alle hochmotiviert – Stammpersonal – der Chef Anton (Zitat: es gibt nur An) zeigt mir die hochprofessionelle Eisatzzentrale (mit Nachtsicht und natürlich vernetzt mit Polizei und Rotkreuz) und auch den Küchencontainer, denn für das leibliche Wohl der Mitarbeiter ist natürlich auch gesorgt. Mein persönlicher Favorit ist aber natürlich BUDDY – dessen feiner Spürsinn Sicherheit gewährleistet.
Kurz vor Rennbeginn, der Kurs ist gesetzt und wird von den Läufern schon besichtigt, postieren sich auch die Profis von der Bergrettung Schladming bei ihren Einsatzpunkten entlang der Strecke. Daniel erklärt mir dass der Zielhang so steil ist, dass der Bergeschlitten für mögliche Verletzten-Abtransporte mit Stahlseil gesichert werden muss.
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Dann laufen die Rennen – die Stimmung ist kolossal – die Fans sind begeistert und beklatschen die Rennläufer. Über 40.000 Zuseher erleben zwei tolle Renntage (-nächte) und auch der RTL wird von Allen bestens angenommen. Und da ein Österreicher – Marco Schwarz – vom 14. Platz aufs Stockerl (3.Platz bei Schweizer Doppelsieg) gefahren ist, wird von vielen Zuschauern bis weit in die Nacht gefeiert.
Am nächsten Morgen – Schladming ist sauber, wie aus dem Ei gepellt. Die stillen Arzbacher Müllhelden haben ganze Arbeit geleistet – Die Tagesmüllmenge (die Schladming sonst in etwa einer Woche produziert) ist in wenigen Stunden aufgearbeitet, die wunderschöne Stadt ist sozusagen wieder besenrein.
Last, but not least – die Rennstrecke ähnelt noch mehr einem Eislaufplatz als einer Schiabfahrt. Doch in 2 Tagen sollen die normalen Schiläufer wieder runterfahren können. Nach dem Beseitigen der Torstangen und Sicherheitszäunen schlägt jetzt die Stunde der Pistenraupenpiloten. Mit über 500 PS unter dem Sitz und mit Winde und Stahlseil gesichert zeigt mir Wolfgang über eine Stunde lang wie aus der extrem steilen Rennstrecke wieder eine perfekte Schipiste wird – fräsen, beschneien und noch einmal präparieren. Die Genauigkeit, Professionalität und trotzdem Leichtigkeit mit der er diese gewaltige Maschine bedient lassen mich schwer beindruckt zurück – vielen Dank auch dir !
Diese fünf Tage in Schladming haben mir eindrucksvoll gezeigt, wie mit professioneller Zusammenarbeit eine kleine, feine Stadt in den steirischen Bergen ein Großereignis wie das „NIGHTRACE 2023“ stemmen kann.
Das ist der Stoff aus dem (stille / wahre) Helden gemacht sind !
copyright Andreas Zöpfl / luftlandwasser.com
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